Maschinen, Aufarbeitung und Cottonisierung von Industriehanf
Die Verarbeitung von Industriehanf zu hochwertigen Textilfasern erfordert spezielle Techniken und maschinelle Verfahren, die auf die besonderen Eigenschaften der Hanfpflanze abgestimmt sind. Im Gegensatz zu Baumwolle oder synthetischen Fasern besitzt Hanf sehr lange, robuste Fasern, die aus dem Stängel gewonnen werden und zunächst eine mechanische Trennung und Aufbereitung durchlaufen müssen.
Nach der Ernte wird der Hanf zunächst geröstet oder getrocknet und anschließend geröstet oder geflammt, um die äußere Rinde (Schäben) von den inneren Bastfasern zu lösen. Dieser Prozess wird Röste genannt. Traditionell erfolgte dies durch die sogenannte Tauröste, bei der die Pflanze auf dem Feld liegen bleibt und durch natürliche Feuchtigkeit und Mikroorganismen aufgeschlossen wird. Moderne Verfahren nutzen zunehmend die kontrollierte Wasser- oder Enzymröste, die eine gleichmäßigere Qualität liefern.
Im nächsten Schritt erfolgt die mechanische Aufbereitung: Durch Maschinen wie Brecher, Schwinger und Krempel werden die Bastfasern vom holzigen Anteil getrennt und weiter gereinigt. Ziel ist es, die langen Fasern in eine Form zu bringen, die für die textile Weiterverarbeitung geeignet ist – entweder als Langfaser für hochwertige Garne oder als Kurzfaser für Massenprodukte.
Ein zentrales Verfahren zur Anpassung der Hanffaser an moderne Textilstandards ist die sogenannte Cottonisierung. Dabei werden die ursprünglich langen und groben Hanffasern so bearbeitet, dass sie in ihrer Feinheit, Länge und Struktur der Baumwolle ähneln. Die Fasern werden mechanisch oder chemisch verkürzt, gekämmt und zu feinen Spinnfasern verarbeitet. Dieser Schritt ist entscheidend, damit Hanf auf bestehenden Maschinen der Baumwollindustrie verarbeitet werden kann – etwa beim Spinnen, Weben oder Stricken.
Die Cottonisierung eröffnet neue Möglichkeiten, Hanf in die bestehende Textilproduktion zu integrieren. Insbesondere in Mischgeweben mit Baumwolle oder recycelten Fasern lassen sich so Stoffe herstellen, die sowohl ökologisch als auch funktional überzeugen. Hanf bringt in diese Mischungen seine hohe Reißfestigkeit, Atmungsaktivität und antibakterielle Wirkung ein – Eigenschaften, die bei Arbeitskleidung, Heimtextilien oder nachhaltiger Mode besonders geschätzt werden.
Damit der Anbau und die Verarbeitung von Hanf zu einem wirtschaftlich tragfähigen Sektor werden, braucht es jedoch Investitionen in regionale Aufbereitungsanlagen, Forschungsprojekte zur Faseroptimierung sowie eine bessere Vernetzung zwischen Landwirtschaft, Technik und Textilindustrie. Genau hier setzt die Arbeit von Initiativen wie dem Fachverband Hanftextilien an: durch Wissensaustausch, technische Schulung, Maschinenberatung und die Entwicklung moderner Verarbeitungsketten, die Hanf vom Acker bis in den Kleiderschrank bringen.