Hanftextilien als Antwort auf die Plastikflut in der Mode
Nachdem Hanf auf dem Feld gewachsen, geerntet und mechanisch aufbereitet wurde, beginnt der nächste Schritt: die Verarbeitung der Faser zu Garn und schließlich zu Stoff. Dabei wird aus dem naturbelassenen Rohmaterial ein tragbarer, langlebiger und hautfreundlicher Textilrohstoff, der sich in zahlreichen Bereichen einsetzen lässt – von Alltagsmode über Arbeitskleidung bis hin zu technischen Textilien.
Die Hanf-Fasern werden zunächst kardiert, also in eine parallele Ausrichtung gebracht, und anschließend zu Vorgarnen versponnen. Je nach gewünschtem Endprodukt können die Fasern durch das Cottonisierungsverfahren auch mit Baumwolle, Tencel oder recycelten Fasern gemischt werden. So entstehen Garne, die sich auf bestehenden Spinnmaschinen verarbeiten lassen – ganz ohne Umrüstung der Industrie.
Garn aus Hanf besitzt hervorragende Eigenschaften: Es ist extrem reißfest, atmungsaktiv, antibakteriell, temperaturausgleichend und besonders langlebig. Daraus gewebte oder gestrickte Stoffe sind angenehm zu tragen, widerstandsfähig und eignen sich sowohl für grobe Leinenstoffe als auch für feine, moderne Bekleidungsstoffe.
Doch Hanftextilien sind mehr als nur eine technische Alternative – sie bieten eine ökologische Antwort auf ein riesiges globales Problem: Kleidermüll aus Plastikfasern. Heute bestehen über 60 % unserer Kleidung aus synthetischen Fasern wie Polyester, Nylon oder Acryl. Diese werden aus Erdöl hergestellt, sind nicht biologisch abbaubar und setzen bei jeder Wäsche Mikroplastik frei, das in Flüsse, Seen und Meere gelangt – und letztlich in unsere Nahrungskette.
Hanf hingegen ist eine nachwachsende Naturfaser, die biologisch abbaubar ist, ohne schädliche Rückstände zu hinterlassen. Kleidung aus Hanf hält länger, muss seltener gewaschen werden und hat am Ende ihrer Lebensdauer das Potenzial, vollständig in den natürlichen Kreislauf zurückzukehren – als Kompost oder Faserrohstoff für neue Produkte.
Eine leistungsfähige Hanfindustrie könnte in Zukunft einen wesentlichen Teil der heutigen Kunststofftextilien ersetzen. Voraussetzung dafür sind der Ausbau von Verarbeitungskapazitäten, faire Marktbedingungen und eine stärkere Förderung von Forschung und Innovation im Bereich der Naturfasern. Verbraucherinnen und Verbraucher spielen dabei eine zentrale Rolle – indem sie bewusste Entscheidungen treffen und Naturmaterialien wie Hanf den Vorzug geben.
Der Weg von der Hanfpflanze zum fertigen Kleidungsstück ist heute technisch möglich und wirtschaftlich realisierbar – und er zeigt, dass eine moderne Textilwirtschaft auch nachhaltig, gesund und fair funktionieren kann.