Förderung von kreislauffähigen Textilien in Europa: Eine Initiative der Europäischen Kommission
In den letzten Jahren hat sich Hanf als vielseitiger Rohstoff mit großem Potenzial für die Entwicklung nachhaltiger und umweltfreundlicher Produkte etabliert. Besonders vielversprechend ist der Einsatz von Hanf zur Herstellung von Textilien. Angesichts des dringenden Bedarfs an nachhaltigen Alternativen in der Textilindustrie hat die Europäische Kommission beschlossen, die Förderung von kreislauffähigen Textilien -aus Naturfasern, darunter Hanf- in Europa als zentrales Thema auf seine Agenda zu setzen.
Nachhaltigkeit und ökologische Vorteile
Hanftextilien bieten eine Reihe von ökologischen Vorteilen gegenüber herkömmlichen Textilmaterialien wie Baumwolle und synthetischen Fasern. Hanf wächst schnell und benötigt deutlich weniger Wasser und Pestizide als Baumwolle. Zudem bindet die Pflanze während ihres Wachstums erhebliche Mengen an CO₂, was zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen beiträgt. Diese umweltfreundlichen Eigenschaften machen Hanf zu einer hervorragenden Wahl für nachhaltige Produzenten und Verbraucher.
Wirtschaftliche Chancen für Europa
Die Stärkung der Hanftextilproduktion könnte nicht nur die Nachhaltigkeit fördern, sondern auch wirtschaftliche Impulse für die europäische Landwirtschaft und Industrie setzen. Hanf ist eine robuste und anpassungsfähige Pflanze, die in vielen europäischen Klimazonen gut gedeiht. Eine verstärkte Unterstützung des Hanfanbaus bietet das Potenzial, neue Arbeitsplätze zu schaffen und ländliche Regionen wirtschaftlich zu beleben. Zusätzlich bietet die Entwicklung neuer Verarbeitungstechnologien für Hanftextilien Innovationschancen für europäische Unternehmen.
Politische Unterstützung und Regulierung
Um das Wachstum der Hanftextilindustrie zu fördern, sind klare und unterstützende politische Rahmenbedingungen notwendig. Die Europäische Kommission setzt sich dafür ein, regulatorische Hürden abzubauen und Forschung und Entwicklung in diesem Sektor voranzutreiben. Dazu zählen Förderprogramme zur Unterstützung von Investitionen in die Verarbeitung und Produktion von Hanf sowie die Harmonisierung von Vorschriften in den EU-Mitgliedsstaaten.
Landwirte, die Hanf anbauen, sind berechtigt für GAP Flächenzahlungen sowie einige EU-Öko-Prämien. In einigen Ländern, wie Frankreich, Polen und Rumänien können Landwirte darüber hinaus „Kombinierte Zahlungen“ erhalten, die größtenteils aus dem nationalen Staatshaushalten kommen.
Bildung und Bewusstseinsförderung
Neben politischer und wirtschaftlicher Unterstützung ist es wichtig, das Bewusstsein für die Vorteile von Textilien aus Naturfasern zu steigern. Die Europäische Kommission plant daher, Informationskampagnen zu starten, um die Öffentlichkeit und Industrie über die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile von kreislauffähigen Textilien und Fasern wie aus Hanf aufzuklären.
Definition, Richtlinien und Bestimmungen
Hanf (Cannabis sativa Linn) gehört zur Familie der Cannabaceae und enthält gemäß der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nur sehr geringe Mengen an Tetrahydrocannabinol (THC). In der EU wird Hanf vorwiegend für industrielle Zwecke angebaut, und derzeit sind 75 verschiedene Hanfsorten im EU-Katalog registriert. Da Hanf, der den GAP-Bestimmungen entspricht, einen niedrigen THC-Gehalt aufweist, ist er nicht für die Herstellung von Suchtmitteln geeignet.
Gemäß Artikel 189 der Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 unterliegen alle Hanfeinfuhren derzeit einer Einfuhrlizenzregelung. Folgende Bestimmungen gelten:
- Rohhanf (KN-Code 530210) darf einen THC-Gehalt von 0,3 % nicht überschreiten.
- Hanfsamen zur Aussaat müssen nachweisen, dass der THC-Gehalt der betreffenden Sorte maximal 0,3 % beträgt.
- Hanfsamen, die nicht zur Aussaat bestimmt sind, dürfen nur mit Genehmigung der EU-Mitgliedsstaaten eingeführt werden; zugelassene Importeure müssen sicherstellen, dass das Saatgut so behandelt ist, dass eine Aussaat ausgeschlossen ist.
- EU-Mitgliedsstaaten können im Rahmen der EU-Verträge und internationalen Verpflichtungen strengere Vorschriften erlassen.
Mit diesen Maßnahmen setzt die Europäische Kommission ein starkes Signal zur Förderung von Hanftextilien in Europa und legt den Grundstein für eine nachhaltigere und innovative Textilindustrie.