Nutzhanfliberalisierung 2025 weiterhin ungewiss
Fachverband Hanftextilien fordert Umsetzung und klare Rahmenbedingungen
Berlin, 13.10.2025 – Die Zukunft des Nutzhanfliberalisierungsgesetzes (NLG) bleibt weiter offen. Obwohl das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bereits im vergangenen Jahr einen Entwurf vorgelegt hat, wurde dieser nach dem Zerfall der Regierungskoalition nicht weiterverfolgt. Der Fachverband Hanftextilien kritisiert die anhaltende Verzögerung und fordert die Bundesregierung auf, endlich klare gesetzliche Grundlagen für den Anbau und die Nutzung von Nutzhanf zu schaffen.
Gesetzgebungsprozess ins Stocken geraten
Trotz breiter Unterstützung aus Wirtschaft und Landwirtschaft ist das Gesetzgebungsverfahren 2025 ins Stocken geraten. Uneinigkeit über die zulässigen THC-Grenzwerte blockiert derzeit den Fortschritt im Bundestag. Während Branchenvertreter eine Anhebung auf über 0,3 Prozent THC fordern, bestehen andere politische Akteure auf einer restriktiveren Regelung.
„Für die Hanftextilbranche ist das Warten auf das NLG inzwischen ein echter Wettbewerbsnachteil“, erklärt Cynthia Müller, Vorstandsvorsitzende des Fachverbands Hanftextilien. „Viele europäische Nachbarländer sind längst weiter. Ohne klare Regeln verlieren wir wertvolle Zeit, Investitionen und Innovationschancen.“
Modernes Gesetz für eine nachhaltige Zukunft
Das geplante Nutzhanfliberalisierungsgesetz (NLG) sollte den rechtlichen Rahmen rund um den Anbau und die Verarbeitung von Nutzhanf modernisieren. Ein zentrales Element ist die Streichung der sogenannten Missbrauchsklausel, die bislang verlangt, dass ein Missbrauch zu Rauschzwecken ausgeschlossen sein muss. Diese Regelung hat in der Praxis immer wieder zu Rechtsunsicherheit geführt – insbesondere bei der Herstellung von Lebensmitteln und Kosmetikprodukten aus Hanf.
Darüber hinaus sieht der Entwurf weitere Liberalisierungen vor:
- Erlaubnis des Indoor-Anbaus von Nutzhanf u.a. für CBD-Produkte
- Klare rechtliche Einordnung von Hanfprodukten im Lebensmittel-, Kosmetik- und Gewerberecht
- Neue steuerrechtliche Behandlung von Hanf als pflanzliches Raucherzeugnis in bestimmten Fällen
Wirtschaftliche und ökologische Chancen
Nutzhanf bietet enormes Potenzial – ökologisch, wirtschaftlich und regional:
- Bindet CO₂ und verbessert die Bodenqualität
- Benötigt deutlich weniger Wasser und Pestizide als Baumwolle
- Fördert regionale Wertschöpfungsketten
- Dient als nachhaltige Alternative zu importierten Rohstoffen
„2025 muss das Jahr der Entscheidung werden“, so Müller weiter. „Wir brauchen ein modernes Nutzhanfgesetz, das Innovation ermöglicht und den Klimaschutz stärkt – nicht noch ein weiteres Jahr Stillstand.“
Fachverband fordert schnelle Entscheidung
Aktuell liegt ein ähnlicher Gesetzentwurf der Bündnis 90/Die Grünen (BT Drucksache 21/2116) vor – ein Signal, dass die Diskussion weitergeht. Doch ohne konkrete Umsetzung bleibt die Zukunft des Nutzhanfs in Deutschland weiter ungewiss.
Der Fachverband Hanftextilien appelliert an die Bundesregierung, das Nutzhanfliberalisierungsgesetz noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden. Nur durch klare Rahmenbedingungen könne Planungssicherheit für Betriebe, Forschung und Investoren geschaffen werden.
Mit einem modernen Rechtsrahmen hätte Deutschland die Chance, sich als führender Standort für nachhaltige Hanftextilien in Europa zu positionieren.
Der Fachverband Hanftextilien wird den weiteren parlamentarischen Prozess aktiv begleiten und freut sich auf weitere konstruktive Beiträge zur Umsetzung der Industriehanfstrategie in Deutschland.