Warum gibt es noch keine Hanfstoffe als Meterware?
Der Grund, warum es in Deutschland (und auch in Europa allgemein) noch kaum Hanfstoffe als Meterware gibt, hängt mit mehreren Faktoren zusammen:
- Fehlende Verarbeitungsketten
- Zwar wird Hanf hierzulande angebaut, aber es fehlen die Maschinen und Betriebe, die die Fasern so aufbereiten können, dass daraus feine Textilien für Kleidung entstehen.
- Die industrielle Faseraufbereitung (Schälen, Brechen, Kämmen, Spinnen) wurde in Deutschland vor Jahrzehnten stillgelegt, als Baumwolle und synthetische Fasern den Markt dominierten.
- Know-how und Technik
- Hanffasern sind robuster und anders aufgebaut als Baumwolle oder Leinen. Das bedeutet: Man braucht spezielle Maschinen und Verfahren, um sie so zu verarbeiten, dass daraus weiche, tragbare Stoffe entstehen. Dieses Wissen muss erst wieder aufgebaut werden.
- Importabhängigkeit
- Aktuell kommen Hanfstoffe, die als Meterware verfügbar sind, fast ausschließlich aus China oder Osteuropa. In Deutschland gibt es bisher keine geschlossenen Wertschöpfungsketten vom Feld bis zum fertigen Stoff.
- Kosten und Skalierung
- Weil die Produktionsmengen noch sehr klein sind, sind Hanfstoffe teurer und werden meist nur für spezielle Projekte oder kleine Modelabels produziert. Für eine größere, kontinuierliche Verfügbarkeit fehlen die Kapazitäten.
- Fokus auf technische Textilien
- Ein Großteil des europäischen Hanfanbaus wird bislang für technische Anwendungen genutzt (Dämmstoffe, Verbundwerkstoffe, Seile). Der Bereich Bekleidungstextilien steckt noch ganz am Anfang.
👉 Genau daran arbeitet der Fachverband Hanftextilien: Produktionsketten aufzubauen, Wissen zu bündeln und Partner zu vernetzen, damit Hanfstoffe bald auch hier als Meterware verfügbar werden.
Warum gibt es kein Hanfgarn aus Deutschland?
1. Fehlende Spinnereien
- In Deutschland gibt es derzeit keine Textilspinnereien, die auf Hanf spezialisiert sind.
- Baumwolle oder synthetische Fasern lassen sich einfacher verarbeiten und haben die Hanfverarbeitung in den letzten Jahrzehnten komplett verdrängt.
2. Schwierige Faseraufbereitung
- Hanffasern sind länger, härter und unregelmäßiger als Baumwolle.
- Um daraus feines Garn zu machen, braucht man spezielle Aufbereitungs- und Spinntechnologien, die in Deutschland aktuell nicht betrieben werden.
- Dieses Know-how ist größtenteils verloren gegangen und muss erst wieder aufgebaut werden.
3. Fehlende geschlossene Wertschöpfungskette
- Zwar gibt es Hanfanbau in Deutschland, aber die nächsten Schritte (Schälen, Kämmen, Spinnen) finden fast ausschließlich im Ausland statt, vor allem in China, Rumänien oder der Türkei.
- Dadurch entsteht eine Lücke: Vom Feld bis zum fertigen Garn ist hierzulande kein kontinuierlicher Prozess vorhanden.
4. Wirtschaftliche Hürde
- Eine Spinnerei für Hanf neu aufzubauen bedeutet hohe Investitionskosten.
- Gleichzeitig ist die Nachfrage noch nicht groß genug, um die Maschinen durchgehend auszulasten – dadurch lohnt es sich für Unternehmen bisher nicht.
5. Fokus auf andere Hanfprodukte
- Ein Großteil des deutschen Hanfanbaus dient bisher der Lebensmittel- und Baustoffindustrie (Samen, Öl, Dämmstoffe, Verbundwerkstoffe).
- Textilhanf als Bekleidungsmaterial ist in Deutschland noch ein Nischenbereich.
👉 Kurz gesagt: Es gibt keinen Hanfgarn aus Deutschland, weil die komplette industrielle Verarbeitungskette fehlt – vom Faseraufschluss bis zur Spinnerei.
Genau hier setzt der Fachverband Hanftextilien an: Er will Partner vernetzen, Projekte anschieben und Know-how zurückholen, damit wir irgendwann wieder Garn aus deutschem Hanf herstellen können.
Warum wird so wenig Faserhanf angebaut?
1. Fehlende Verarbeitungskette
- Landwirt:innen bauen nur das an, wofür es einen verlässlichen Absatzmarkt gibt.
- Für Faserhanf gibt es in Deutschland kaum Verarbeitungsanlagen (Brechen, Schälen, Kämmen, Spinnen). Ohne regionale Abnehmer macht der Anbau für die Bauern keinen Sinn und ist nicht Ökonomisch.
2. Fokus auf Nutzhanf für Lebensmittel
- Der größte Teil des Hanfanbaus in Deutschland dient heute der Samenernte (für Öl, Proteinpulver, Snacks).
- Fasern sind dabei nur ein Nebenprodukt und werden oft gar nicht genutzt.
3. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
- Faserhanf braucht spezielle Erntetechnik und eine andere Feldbewirtschaftung als Samennutzhanf.
- Diese Investitionen lohnen sich momentan nicht, weil die Nachfrage nach speziellen Fasern noch zu gering ist.
4. Konkurrenz durch billige Importe
- In Ländern wie China, Frankreich oder Rumänien gibt es bereits große Hanfverarbeitungsanlagen.
- Sie können Faserhanf deutlich günstiger produzieren – das macht es für deutsche Landwirte schwer, mitzuhalten.
5. Fehlende politische Förderung
- Während Baumwolle und synthetische Fasern seit Jahrzehnten global gefördert und subventioniert werden, steckt Bekleidungs-Hanf in Deutschland noch in einer Nische ohne klare Förderprogramme.
- Viele Landwirt:innen sehen darin ein Risiko statt einer Chance.
👉 Kurz gesagt:
Es wird so wenig Faserhanf angebaut, weil die Verarbeitung fehlt, der Markt noch zu klein und unsicher ist und Landwirte daher kaum Anreize haben, in großem Stil auf Faserhanf zu setzen.
Genau hier setzt der Fachverband Hanftextilien an: Wir wollen Anbau, Verarbeitung und Absatz zusammenbringen, damit Faserhanf wieder eine echte Perspektive bekommt – und die Grundlage für nachhaltige Bekleidungstextilien aus Deutschland entsteht.