Unterschiede bei Industriehanf

Unterschied zwischen Industriehanf für den Lebensmittelbereich und für die Faserproduktion

Industriehanf ist eine vielseitige Pflanze, die sowohl für den Lebensmittelbereich als auch für die Faserproduktion verwendet werden kann. Doch es gibt wichtige Unterschiede zwischen den Hanfsorten, die für diese beiden Zwecke angebaut werden, und in der Art und Weise, wie sie kultiviert und verarbeitet werden.

1. Hanfsorten und ihre Nutzung

  • Lebensmittelhanf: Hanfsorten, die für den Lebensmittelbereich angebaut werden, zielen hauptsächlich auf die Gewinnung von Hanfsamen ab. Diese Samen sind reich an Nährstoffen wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Proteinen und Ballaststoffen und werden für die Herstellung von Produkten wie Hanföl, Hanfproteinpulver und Hanfsamen genutzt.
    • Sorten: Hier werden oft Sorten gewählt, die einen hohen Ertrag an Hanfsamen liefern. Beliebte Sorten sind beispielsweise Finola, Futura 75 oder Uso 31, die speziell für ihre Samenproduktion gezüchtet werden.
    • Pflanzencharakteristik: Diese Sorten wachsen in der Regel eher buschig und haben dickere Samen, da der Fokus auf der Samenproduktion liegt. Sie werden auf größere Abstände gesät, um eine optimale Entwicklung der Samen zu ermöglichen.
  • Faserhanf: Faserhanf hingegen wird für die Gewinnung der robusten Hanffasern angebaut, die in der Textilproduktion, im Bauwesen und für technische Anwendungen genutzt werden. Diese Fasern sind bekannt für ihre Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit und eignen sich besonders gut für die Herstellung von Kleidung, Seilen, Papier und biologisch abbaubaren Kunststoffen.
    • Sorten: Faserhanf-Sorten sind darauf ausgelegt, lange, starke Fasern zu produzieren. Häufig angebaute Sorten für die Faserproduktion sind Bialobrzeskie, Carmagnola oder Fedora 17. Diese Sorten zeichnen sich durch hohe Pflanzen aus, die eine optimale Faserqualität und -menge liefern.
    • Pflanzencharakteristik: Faserhanfsorten wachsen hoch (bis zu 4 Meter) und schmal, da der Fokus auf der Produktion langer Fasern liegt. Sie werden dichter gesät, um das Wachstum in die Höhe zu fördern und die Faserqualität zu verbessern.

2. Anbauunterschiede

  • Lebensmittelhanf: Beim Anbau von Lebensmittelhanf liegt der Schwerpunkt auf der Samenproduktion. Hier ist es wichtig, die Pflanzen genügend Platz zum Wachsen zu geben, damit sich die Blütenstände, in denen die Samen reifen, optimal entwickeln können. Es wird zudem auf eine optimale Reifung der Samen geachtet, bevor diese geerntet werden.
  • Faserhanf: Faserhanf wird enger gesät, um das Höhenwachstum zu fördern und die Faserproduktion zu maximieren. Die Pflanzen werden in der Regel früher geerntet, bevor sich die Samen vollständig entwickeln, da zu reife Pflanzen zu harten Fasern führen können, die schwieriger zu verarbeiten sind.

3. Verarbeitungsunterschiede

  • Lebensmittelhanf: Hier liegt der Schwerpunkt auf der Gewinnung und Verarbeitung der Samen. Die Samen werden nach der Ernte getrocknet und weiterverarbeitet zu Hanföl, Hanfmehl oder direkt als Nahrungsmittel verwendet.
  • Faserhanf: Bei Faserhanf erfolgt die Ernte, bevor die Samen ausreifen, und die Pflanzen werden nach der Ernte geröstet (ein Prozess, bei dem die äußere Faser von der inneren Holzzellulose getrennt wird). Nach diesem Prozess werden die Fasern gereinigt und für die weitere Verarbeitung zu Textilien oder anderen Materialien vorbereitet.

4. THC-Gehalt

In beiden Bereichen wird ausschließlich Industriehanf mit einem sehr niedrigen THC-Gehalt (<0,3% in der EU) angebaut, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Trotzdem können die Sorten, je nach Verwendungszweck, leicht variieren, was die Menge der enthaltenen Cannabinoide und andere sekundäre Pflanzenstoffe betrifft.

Zusammenfassung

  • Lebensmittelhanf ist auf die Produktion von nährstoffreichen Samen ausgelegt. Diese Sorten wachsen buschiger und haben dickere Samen, während die Faserqualität weniger im Fokus steht.
  • Faserhanf wird gezielt für die Produktion robuster, langer Fasern kultiviert. Die Pflanzen wachsen hoch und schmal und liefern bei engerer Aussaat eine hohe Faserqualität.

Unabhängig davon, für welchen Bereich Sie sich entscheiden – der Anbau von Industriehanf bietet in beiden Fällen nachhaltige und wirtschaftlich attraktive Möglichkeiten. Der Fachverband Hanftextilien steht Ihnen bei der Auswahl des richtigen Saatguts und weiteren Fragen zur Seite!